BUNICA BEATS THE DRUM – Study Visit in Moldawien

Zeitraum: 16.-23. April 2013
Ort: Chisinau, Moldawien
Verfasser: Anna-Sophia Rothacker

Study Visit im ärmsten Land Europas klingt nicht unbedingt nach Spaß, aber wenn 24 Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander treffen, dann wird es auf alle Fälle erstmal nicht langweilig.

Am 15. April flog ich nach Chisinau um an einem Projekt von Youth in Action teilzunehmen und vor allem Moldawien, das vergessene Land, kennen zu lernen.

Eine Woche war ich mit 23 weiteren Teilnehmern im Land der tanzenden Brote unterwegs, um unterschiedliche Organisationen und Jugendarbeiter kennen zu lernen, ihre Projekte zu diskutieren und Land und Leute zu erleben.

Die ersten Tage waren geprägt von Vorträgen über Youth in Action, Diskussionen über das Thema, was das Wort „rural“ in den einzelnen Ländern bedeutet, und Kennenlernspielen. Am ersten Abend fand ein interkultureller Abend statt, bei dem die Teilnehmer jedes Landes die Möglichkeit hatten ihr Land und somit auch sich selbst den anderen vorzustellen. Es kristallisierte sich schon recht früh heraus, dass das Gruppenklima sehr gut war und wir deswegen offen und positiv miteinander umgehen konnten.

Am 18. April machten wir uns dann mit einem Reisebus auf zu unserer ersten Station in Comrat im Gebiet Gagausien. Dort besichtigten wir ein Jugend- und Sportzentrum und konnten dort anderen Jugend- und Sozialarbeitern aus der Gegend unsere Organisationen vorstellen und danach mit ihnen ins Gespräch kommen. Leider war es teilweise sehr schwierig eine flüssige Konversation zu führen, da die meisten Anwesenden Russisch sprachen und wir somit Dolmetschern benötigten. Ich war überrascht auf mehrere Freiwillige aus Österreich und Frankreich zu treffen, die mir von ihrer Arbeit in einem Jugendclub, aber auch die Probleme, wie beispielsweise die Schwierigkeiten mit der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel für die Kindererzählten.

Durch die Reise mit dem Bus hatten wir die Möglichkeit sehr viel vom Land mitzubekommen, allerdings dauerte die Bewältigung der Strecken durch die schlechten Straßenverhältnisse dementsprechend lange.

Nach dem Aufenthalt in Comrat ging es zu einer Pferdefarm, auf der eine ganz spezielle Rasse gezüchtet wird. Der Besitzer präsentierte voller Stolz seinen Besitz und auch seine Gemälde, die er wohl schon in unterschiedlichsten Ländern verkauft hat.

Ein wenig bedauerlich war, dass die ursprünglich angegebenen Ausflugsziele, wie Transnistrien und ein Kinderheim aus verschiedenen Gründen nicht angefahren werden konnten.

Am nächsten Tag, 19. April, fuhren wir nach Cahul. Dort hatten wir die tolle Möglichkeit uns von der Bunica, die mit einer Musikgruppe bei dem Eurovision Song Contest für Moldawien aufgetreten war, und ihren Enkeln Volkstänze und Volksgesang vorführen zu lassen und hatten auch die Möglichkeit selbst ein wenig mitzutanzen.

Am 20. April ging es nach Soldanesti in den Süden des Landes. Dort hatten wir die Gelegenheit mit Schülern und Lehrern aus den umliegenden Schulen zu sprechen und mit ihnen einen Baum zu pflanzen. Der nächste Halt war ein 700 Jahre alter Baum, der uns stolz von den Einheimischen in Tracht präsentiert wurde.

Der Ort Soroca war für diesen Tag unsere letzte Station, dort besichtigten wir eine alte Festung, die am Fluss liegt, der Moldawien von der Ukraine trennt. Danach gingen wir auf die Suche nach dem Haus des Zigeunerbarons und waren fasziniert von den gesellschaftlichen Kontrasten, die uns in Form von Architektur dort bot: Villen (reich) und Hüttchen mit Wellblechdach (arm) direkt daneben.

Der nächste Tag war durch Aufarbeitung und Analysen des Erlebten geprägt und gab uns die Möglichkeit die Ereignisse noch einmal Revue passieren zu lassen. An diesem Tag konnten wir noch einmal in Ruhe gemeinsam die Stadt zu erkunden und machten uns mit einer gebürtigen Chisinauerin auf den Weg. Sie erzählte viel von dem Leben in Moldawien und konnte uns Ecken zeigen, die wir als Standarttouristen sicher nicht entdeckt hätten.

Am Abend fand dann das Abschiedsessen in einem guten Restaurant in der Innenstadt statt. Von dort machten sich dann noch ein paar von uns auf den Weg in einen Salsaclub, denn auch das Nachtleben von Moldawien muss erkundet werden.

Am 22. April stand als letzter Tagesordnungsplan an Projekte gemeinsam zu entwickeln und vorzustellen. Vorrangig wurden Umweltprojekte angedacht –ob diese in die Tat umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

Der Abend war dann ziemlich sentimental, da die ersten Teilnehmer abreisen mussten und so wurde die Farewell-Party eher zu einer tränenreichen Trauerfeier.

Alles in allem bleibt zu sagen, dass sich der Aufenthalt in Moldawien gelohnt hat, schon alleine dadurch, dass wir viele tolle junge Menschen aus 12 verschiedenen Ländern kennen gelernt haben und sehr viele interessante, interkulturelle Erfahrungen sammeln konnten.