Am 09. November 2013 trafen sich insgesamt 30 junge Erwachsene aus elf verschiedenen Ländern Europas in Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens im Norden des Landes gelegen, um an dem internationalen Trainingskurs Remote Youth Voices teilzunehmen, der von der serbischen NGO Elektrana(www.elektrana.net) durchgeführt wurde.
Im folgenden findet Ihr Eindrücke von Markus und Florian, die von CGE Erfurt e.V. zu dem Projekt entsendet wurden. Es lohnt sich auf alle Fälle sehr, beide Berichte zu lesen!
Remote Youth Voices by Florian
Während dieses Trainingkurses, der Teil des europäischen „Youth in Action Programme“ war, wurden uns von den stets super gelaunten serbischen Trainern von „Elektrana“ Techniken beigebracht, um selbstständig einen Podcast produzieren zu können. Diese können gegebenenfalls mithilfe des Radios auf lokale Probleme aufmerksam machen bzw. diese lokalen Probleme auf einfache Art und Weise einem breiteren Publikum zugänglich machen, wodurch mehr Bewusstsein für die Probleme entlegener ländlicher Gebiete geschaffen wird, die normalerweise nicht sehr viel Medienaufmerksamkeit erhalten. Die moderne Unterkunft lag in dem sehenswerten Städtchen Sremski Karlovci, mit dem Bus ca. 20 Minuten außerhalb von Novi Sad. Direkt nach der Ankunft lernte sich die ganze, stark südosteuropäisch geprägte, Gruppe bei einem Gläschen Rakija, dem lokalen Getränk, kennen, was am darauf folgenden Tag mit Kennenlern-Spielen weitergeführt wurde. Nach einigen Diskussionen über
gemeinsame europäische Werte und einem Tagesausflug plus geführter Stadttour in Novi Sad, fing die Produktion der Podcasts langsam an. Nach einer längeren Einführung wurden die verschiedenen Klein-Teams immer aktiver, und vor allem kreativer. Mein Kollege Markus und ich produzierten unter dem neu kreiierten Namen „MAdFLOw“ einen Rapsong, in dem
wir versuchten, das Jugendgefühl der heutigen Generation treffend auszudrücken. Der Text lautete folgendermaßen:
MADFLOW – FOREVER YOUNG
First Verse:
What a sunny shiny day on the 8th of November when we took a flight to Serbia, a day to remember first stop the capital, oh man what a city Belgrade is the ish man, leaving was a pity
off to Novi Sad, drinking Dunda for the first time meeting all the people, everybody´s so fine
welcome to the restaurant and the sausage party breakfast, lunch and dinner, as important as your car key
this is really awesome yo, yeah we got the feeling here going to the local shop and meeting later for some beer
cheers, salute, nastrowje, jiveli and prost Serbia is the host/ and YOLO our toast
come on everybody let us drink some fruity rakija yes this is a party ya/ talking lots of blablabla
all the pretty ladies dancing really sexy tschatschatscha fucking wars ratata/ balkan jokes hahaha
Chorus:
Serbia, Germany, Greece and Macedonia Turkey, Croatia, Portugal, Estonia
Italy, Armenia, and also Montenegro “Remote Youth Voices”, we are Europe, let´s go!
Second Verse:
Playing funny games but also being serious far away from daily soaps and stupid tv series
educated young kids going on some Workshops generation 20-something, searching for their first job
gaining new skills, we are the new generation improving our nations/ and moving expectations crime, unemployment, violence and corruption raising strong voices in the podcast productions we don´t focus on the problems, but on the solutions writing resolutions/ and starting revolutions fighting unemployment, there are issues that are moving me take this opportunity/ to act in your community
do not waste your time, although we´ll be young forever making things here so much better/ and we do this altogether yes baby let´s go/ welcome to this rap show hello this is Madflow/ with this crazy mad flow
Dieser von uns beiden eingerappte bzw. gesungene Song wurde schließlich zusammen mit allen anderen produzierten Podcasts auf der Website von Elektrana veröffentlicht:
http://www.elektrana.net/remoteyouthvoices/?page_id=150
Nach einer arbeits-, ebenso wie partyintensiven Woche hatten wir nicht nur gelernt, mit dem Audioaufnahmeprogramm „Audacity“ odcasts aufzunehmen, sondern auch viele neue spannende Eindrücke vom Balkan gewonnen und Freundschaften geschlossen, die sicherlich noch lange halten werden. Besonders eindrucksvoll war die Erfahrung, dass so viele junge Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Werdegängen und Hintergründen sich alle so gut miteinander verstanden haben und der intensive interkulturelle Austausch tatsächlich zu mehr Verständnis und Respekt für den jeweils Anderen geführt hat. Insgesamt gesehen war der Trainingskurs eine rundum gelungene Veranstaltung, sowohl was die Lerneffekte der Gruppe als auch das ganze Drumherum, die Unterkunft, die Verpflegung, die Freizeitaktivitäten etc, angeht.
Remote Youth Voices by Markus oder OPEN YOUR EYES
Die Reaktionen meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen ließen sich als zunächst überraschend, dann fragend und abschließend als abwertend und sogar besorgniserregt beschreiben, als ich ihnen mitteilte, einen Workshop im Rahmen es EU-Programmes „Youth in Action“ in Serbien zu besuchen. Zu meiner tiefsten Verwunderung fragte ich mich, warum sich die meisten meiner Leidensgenossen so verhielten. Meiner anfänglichen Verwunderung wich ein regelgerechtes Mysterium, kurz nachdem wir serbischen Boden betraten. Nicht nur eine für den Monat November untypische warme Sonne, sondern auch gleichermaßen ausgesprochen freundliche Menschen empfingen uns in einem Land, das noch in jüngster Vergangenheit durch Krieg zerrissen war.
33 Junge Menschen aus 11 Nationen für eine Woche in einem Tagungshaus: selten soviel gelacht, selten soviele tiefgründige Gespräche geführt und bei allem noch gelernt, wie man eigene Podcasts produziert und dieses in Zukunft auch mit sozial benachteiligten Jugendlichen gestalten kann. Genauso stelle ich mir den idealen Lernprozess als angehender Lehrer vor: zusammen mit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft mit gegenseitigem Respekt und gemeinsamer Freude neue Wissensterritorien zu betreten und dabei stetig den eigenen Horizont erweitern.
Dieser Workshop hat mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Themen wie Korruption in allen Lebensbereichen, restriktive, wirtschaftliche Handlungsmöglichkeiten und unzureichende Sozialsysteme, haben mich dazu bewogen der deutschen „Nörgler-Kultur“ den Kampf anzusagen. Ich werde mich in meinem Land nie wieder beschweren. Uns geht es vergleichsweise verdammt gut. Ich werde mich nur über solche Kommilitonen und Kommilitoninnen beschweren und überhaupt über diejenigen, die es nicht wagen die eigenen Scheuklappen zu öffnen, um ein wenig Licht ihre kleine Welt zu lassen, welche doch
eigentlich so groß und interessant sein könnte.