Musical-Projekt mit behinderten und nicht behinderten Kindern zum Thema Individualität
„Das kleine Ich-bin-ich“ war ein Musical- Projekt für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren mit und ohne körperliche und/oder motorische Beeinträchtigungen. Über einen Zeitraum von einem halben Jahr haben 32 Kinder aus verschiedenen Erfurter Einrichtungen (Kinder der integrativen Kindertagesstätte „Die kleinen Europäer“ des CJD, Kinder der „Schule am Andreasried“ sowie Kinder der „Grundschule am Steigerwald“) in regelmäßig stattfindenden Treffen die Geschichte des „Kleinen Ich-bin-Ich“ nachvollzogen und entsprechend ihrer Interessen und Möglichkeiten musikalisch und tänzerisch interpretiert.
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Die Musik und Lieder wurden von dem Erfurter Künstler Andreas Schulze komponiert, arrangiert und aufgenommen. Der Text orientiert sich an der Originalvorlage. Die beiden Tanz- bzw. Musikpädagogen Dana Blask und Natascha Scholl erarbeiteten die gesanglichen und choreografischen Arrangements und studierten das Stück mit den Kindern ein. Während des gesamten Prozesses werden die Ideen der Kinder berücksichtigt und haben maßgeblichen Einfluss auf die Umsetzung der Geschichte.
Die Vorlage für das Projekt lieferte das gleichnamige Kinderbuch von Mira Lobe. In wunderbar kindlicher Art erzählt es die Geschichte einer Identitätsfindung: Ein kleines buntes Tier lebt zufrieden und glücklich, bis es plötzlich mit der Frage „Wer bist denn Du?“ konfrontiert wird. Das Tier weiß darauf keine Antwort und macht sich nun auf den Weg um herauszufinden, wer es sei. Es fragt erfolglos verschiedenste Tiere nach seiner eventuellen Zugehörigkeit bis es schließlich seine eigene Existenz grundsätzlich in Frage stellt. Beim Anblick seines eigenen Spiegelbildes wird ihm dann aber bewusst: es existiert natürlich und es ist einfach einzigartig!
In der Auseinandersetzung mit der rührenden Geschichte des kleinen, undefinierbaren Wesens haben die Kinder einen kleinen Anstoß erhalten, sich ihrer eigenen Einzigartigkeit bewusst zu werden und zu begreifen, dass sie liebenswert sind wie sie sind. Für die einen war diese Erkenntnis durchaus neu, die anderen haben sich einmal mehr bestärkt gefühlt in ihrem kindlichen Selbst-Bewusstsein.
Den meisten Kindern war die Geschichte bereits bekannt, weil das Buch zu Hause im Bücherregal steht oder weil in der Klasse bzw. Gruppe das Projekt entsprechend vorbereitet wurde. Gemeinsam haben wurde alles Bekannte zusammen getragen, geordnet und das Script für das Musical entworfen. Die endgültige Besetzung wurde erst kurz vor der Aufführung festgelegt. Es stand allen Beteiligten frei, in jede Rolle zu schlüpfen und sich darin auszuprobieren
Hauptbestandteil der gesamten Arbeit war die Beschäftigung mit Musik. Singspiele, Übungen zur Stimmbildung, Hörübungen und schließlich das Einstudieren der Lieder waren fester Bestandteil jedes Treffens. Mit erstaunlicher Geduld und Ausdauer haben sie ausprobiert und geübt, Musik selber zu machen, Geräusche und Klangteppiche zu erzeugen und die Szenen damit zu untermalen.
Zu einem Musical gehört natürlich auch Tanz; die Geschichte vom Kleinen Ich-bin-ich bietet zahlreiche Ansätze für Bewegungsstudien und Tanzeinlagen. Über die grundlegenden Parameter schnell-langsam und groß-klein haben wir scheinbar unendlich viele Bewegungsmöglichkeiten herausgearbeitet, ausprobiert und den verschiedenen Tieren zugeordnet.
Ein Thema innerhalb des Projekts war das Theater an sich bzw. die vielen Arbeiten und Abläufe im Hintergrund, die notwendig sind bis eine Aufführung auf einer Bühne. Der Aufenthalt im Theater zur Generalprobe mit Blick hinter alle Kulissen und in sämtliche Gänge, Ecken und Garderoben hat viel zum Verständnis dieses komplexen Phänomens beigetragen. Um selbst noch ein wenig mehr in diese Hintergrundarbeit hinein zu spüren und die ganze Vorbereitung der Aufführung abzurunden, haben wurden mit den Kindern einige Kulissen- und Dekorationselemente gebastelt.
Abgeschlossen wurde die produktive Projektarbeit mit der Aufführung des Musicals im Theater Die Schotte e.V. am 29. September 2012.
Die Dokumentation ist hier erhältlich oder kann in gedruckter Form unter 0361 60 21 515 bzw. office@cge-erfurt.org bestellt werden.
Ein Projekt von
Im Rahmen von
Musik baut Brücken – Kulturelles Jahresthema der Stadt Erfurt 2012
Gefördert von
In Kooperation mit